LyrikZeit ... die Spur von
Werner
Krotz
* 1941 in Wien
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Inhalt
Auszüge aus seinem gleichnamigen
Lyrikband, erschienen im Arovell Verlag, 2000
Aus dem Vorwort des Autors:
Die in
diesem Band enthaltenen Gedichte sind zwischen Mai 1995 und Mai 1997
entstanden. In dieser Zeit lernte ich die Literaturzeitschrift ceit &
taeg kennen und besuchte ihren Herausgeber, Paul Jaeg, in Gosau. Paul Jaeg
hat eine klare und inspirierende Sichtweise auf künstlerische Dinge. Der
Austausch mit ihm war und ist sehr wichtig für mich, und dafür danke ich
ihm.
Alles
gewonnen
nichts
in Händen
lebendig
pulsiert
in den Adern
der salzige Atem
des Meeres
umspielt
das Gesicht
der sandige Hauch
der Wüste
siehe da
ein Seepferd
lenkt ein Wüstenschiff
honiggallensüße
tropft vom
lebenstodesbaum
um den die
tränen tanzen
zaubertränen
lach und wein
taumelnder
parademarsch
durch klare
schaumige gewässer
zwischen skylla
und charybdis
hörst du
da vorne
den morgen
mantel
duft
wo der sarg
sich öffnet
lebensfall
springt
über liebesfelsen
zersprüht
in tausend tropfen
wäscht löcher
bricht steine
füllt
unablässig
das tal
angst
im zwischenland
zwischen zwei bergen
zwischen zwei flüssen
angst
bäckt knochen
über dem feuer
leere knochen
um sich zu verbergen
knochen
zerbrochen
angst
entwichen
milchglas
zerfällt
zu weißem staub
hörst du den ruf
der milchgänse?
milchnebel hebt sich
und gibt den blick
auf die milchstraße frei
kind
der finsternis
und des lichts
kind von pfeffer
und salz
von brot
und wein
edel
so edel
hilfreich
und gut
es
ist zum
nieren
stein
erweichen
muschel
perlen ohr
und ein
kometen katzen schweif
ungebunden
an barkassen
so leuchten die
leben liebes räder
niemals
so wie damals
jetzt ist
frischer regen
jetzt tanzen
die regenwürmer
aufwärts
durch die rote erde
.
.
straßenbahn
hoffnung
endstation sehnsucht
und nachher
keine schuhe mehr
wortfetzen
so nett
gedankensplitter
im prokrustesbett
nackt im regen
tonnen wind
das himmlische kind
der
dreißigjährige
krieg
der hundertjährige kalender
das tausendjährige reich
das ewige licht
jeansblaue
socken
am himmel
dazwischen
tanzende röcke
aus weißem
tüll
so weiß
wie kein bleicher auf erden
sie machen kann
balken
baumeln im wind
sie hängen an haaren
donnern hinauf
in die unendliche enge
wo kerosingeruchlos
die fische sterben
liebste
du allerliebste
du allerlei sanft
und rauh
im morgenlicht
tanzt der abendwind
unsere herzen entlang
das
eiserne gatter
zersägt den eisernen vorhang
und der eiserne mann
zerschmettert das eiserne gatter
und die kamikazefliege
führt den eisernen mann
zum eisernen tor
da tanzt er davor
in
der vertagung
war er nicht
zu finden
drum such den jungbrunnen
ich jetzt
in der umnachtung
strahlender
regen
am himmel
eine fülle von sonnentropfen
schickt er zur erde
wo ist der sonnen regen bogen?
trag
am ohr
den schwarzen trauerflor
denn in schwarz
ist weiß verborgen
und in weiß
der regenbogen
und der ist am ohr
das freudentor
.