LyrikZeit ... die Spur von

Jo-Achim Wulf
* 1961 in Bonn-Bad Godesberg

Inhalt


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Heimat

Daheim
bin ich am allerliebsten;
allerliebst im Bett
allein.

Im Bett
fühl ich mich immer sicher;
sicher, doch zumeist
mit Pein.

Meist
lässt sich der Frust bald tilgen;
tilge rasch, trink flugs
den Wein.

Flugs
wird dann das Herz mir leichter;
leicht fühl ich, die Furcht
wird klein.

Furcht
soll nie mein Herz zermürben;
mürbend darf die Angst
nie sein.

Angst
kann niemals Liebe fressen -
wenn ich bleib bei dir
daheim.


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Bartstoppeln

War verblüfft,
als ich sie spürte;
mit den Lippen sanft
berührte.

War betört,
als ich sie küsste;
sie schon bald enorm
vermisste.

Werd‘ sie wohl
nie mehr vermissen;
in Gedanken weiter
küssen.

Die zwei Haare
weich und schmal –
aus deinem schönen
Muttermal.


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Kalte Füße

Als ich sie sah
vor vielen Jahren,
mochte ich gleich ihr Gebaren.
Prüfte ihren Blick recht lange;
er war ganz warm
und mir nicht bange.

Schon bald bekam sie kalte Füße,
hinterließ mir nicht mal Grüße;
dachte manchmal noch an sie –
bloß Kontakte gab es nie.

Als ich sie traf
nach vielen Jahren,
durfte ich sogleich erfahren:
Ihre Lippen, rot wie Blut,
warn gar nicht kühl
und schmeckten gut.

Doch wieder ließ sie mich allein,
die Füße frorn erneut wohl ein;
ich indes zog mich zurück –
wünschte lautlos ihr viel Glück.

Sie rief mich an
vor ein paar Tagen;
Mensch, hatten wir uns viel zu sagen!
Ihr Herz, da freute ich mich sehr,
ist herrlich warm
und längst nicht leer.

Auch treffen wollten wir uns bald,
doch warn die Füße wieder kalt;
muß jetzt dauernd daran denken –
werd‘ ihr wohl Pantoffeln schenken.


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Teddybären küssen nicht

Manchmal wünscht‘ ich mir, ich wär
ein kuschlig weicher Teddybär;
der still in deinem Zimmer sitzt
und dich vor bösen Träumen schützt.

Ich säh‘ dir oft beim Anziehn zu
und selbst beim Ausziehn hielt ich Ruh;
säh‘ manchen Mann von dannen flitzen –
blieb‘ immer artig bei dir sitzen.

Mitunter kämest du zu mir
und röchest penetrant nach Bier;
doch deine Hand auf meinem Fell
vertriebe diesen Makel schnell.

Vielleicht nähmst du mich auch einmal
mit auf dein Sofa ganz feudal;
dann sähen wir gemeinsam fern –
ich wäre stolz und schwiege gern.

Nur eines tät‘ ich wohl vermissen:
Bestimmt würd‘ ich dich gern mal küssen.
Still zu halten fiel‘ dann schwer –
man küsst halt nicht als Teddybär.


^up

Nur ohne Glas.

Fände ich dich
in der Gosse,
reicht‘ ich dir
bestimmt die Flosse.

Allerdings
nähm ich beizeiten
dir das Sektglas
aus der Zweiten.


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Oktober

So tiefhängend,
wie mein Gemüt
und groß,
wie meine Furcht;
so schwer,
wie mein Herz
und still –
wie ich.
Ganz leise
steigt der Herbstmond
auf;
wandert schweigend
weiter.
Nein,
ich bleibe
liegen.


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Trotzdem

Leute,
die von dir erzählen,
schaffen‘s oft,
mich arg zu quälen;
mit Geschichten
von ‘ner Tante –
die auch ich
ganz gut mal kannte.

Scherze
machen sie, die Leute,
über ihre
Weiberbeute;
reden lauter
schlechte Sachen –
ich indes
mag gar nicht lachen.

Dumm
sind diese indiskreten
Schwafler und
Verbalproleten;
bleib‘ jetzt
von den Leuten fern –
hab‘ dich nämlich
trotzdem gern.


^up

Adieu?

Ich ruf‘ dich
nicht mehr an.
Will dich
nicht weiter quälen.
Dabei gäb‘s
ganz gewiss
‘ne Menge zu erzählen.
Ich lasse dich
in Frieden;
auch wenn du
noch was hast von mir.
Behalte ruhig mein Herz
als ewiges Geschenk
bei dir.


^up

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