Orientalische Strophenform

Name

Schema, Beispiel

Reim

Gasel

aa ba ca da ea fa ga ...

 

Es liegt an eines Menschen Schmerz , an eines Menschen Wunde nichts,

Es kehrt an das, was Kranke quält, sich ewig der Gesunde nichts!

 

Und wäre nicht das Leben kurz, das stets der Mensch vom Menschen erbt,

So gäbs Beklagenswerteres auf diesem weiten Runde nichts!

 

Einförmig stellt Natur sich her, doch tausendförmig ist ihr Tod,

Es fragt die Welt nach meinem Ziel, nach deiner letzten Stunde nichts;

 

Und wer sich willig nicht ergibt dem ehrnen Lose, das ihm dräut,

Der zürnt ins Grab sich rettungslos und fühlt in dessen Schlunde nichts;

 

Dies wissen alle, doch vergisst es jeder gerne jeden Tag,

So komme denn, in diesem Sinn, hinfort aus meinem Munde nichts!

 

Vergesst, dass euch die Welt betrügt, und dass ihr Wunsch nur Wünsche zeugt,

Lasst eurer Liebe nichts entgehn, entschlüpfen eurer Kunde nichts!

 

Es hoffe jeder, dass die Zeit ihm gebe, was sie keinem gab,

Denn jeder sucht ein All zu sein, und jeder ist im Grunde nichts.

 

(Platen)

 

Jeder Vers zu 8 Jamben:

v  v  v  v  v  v  v  v

 

 

Das G(h)asel: aus ghazila = verliebte Reden führen.

Eine Art orientalischer lyrischer Gedichte von zierlich künstlicher Form.

Vgl. Goethe, «West-östlicher Divan» (meisterhaftes Vorbild: Die Gebilde des persischen Dichters Hafis, 14 Jh.)

 

 

 

Spätere Variationen:

aabaa aabaab aaabaaba

 

 

a

a

 

b

a

 

c

a

 

d

a

 

e

a

 

f

a

 

g

a