René Karl Wilhelm Johann Josef Maria Rilke 

 


"René" (mit langen Haaren, in Mädchenkleidern) sollte für die Mutter den Platz seines früh verstorbenen älteren Schwesterchens einnehmen
Eltern:
  • Josef Rilke (1838-1906), zuerst Unteroffizier, dann kleiner Bahnbeamter, charakterschwach, unzufrieden
  • Sophie ["Phia"] Rilke (1851-1931), geborene Entz,
    aus wohlhabenden Prager Fabrikantenfamilie, herrschsüchtig und unzufrieden in dieser Ehe

Am 4. Dezember 1875 "Rainer Maria Rilke" als Karl Wilhelm Johann Josef Maria Rilke in Prag geboren.
Die Mutter, noch gezeichnet vom frühen Tod einer Tochter, nannte ihn René ("den Wiedergeborenen").

  • 1884 Trennung der Eltern, René bleibt bei der Mutter

  • 1886-1890 Besuch der Militär-Realschule in St. Pölten
    • erste Gedichte
  • 1890-1891 Besuch der Militär-Oberrealschule Mährisch-Weißkirchen
  • 1891 Unterricht an der Handelsakademie in Linz
  • 1892 Privatunterricht in Prag, Vorbereitung auf das Abitur
  • 1894 erster Gedichtband "Leben und Lieder"
  • 1895 Abitur in Prag, mit Auszeichnung bestanden
    • Beginn des Studiums in Prag: Kunstgeschichte, Literaturgeschichte und Philosophie
    • Gedichtband "Larenopfer" erscheint.
  • 1896 Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät der Prager Universität
    • Aufführung von "Jetzt und in der Stunde unseres Absterbens"
    • Beginn des Studiums in München: Kunstgeschichte, Ästhetik, Darwinsche Theorie
  • 1897 Reisen im Januar nach Prag
    • März bis April nach Arco, Venedig, Meran
    • Juni bis August: Wolfratshausen
    • lebt bis Oktober in München
    • lernt die 14 Jahre ältere Schriftstellerin Lou Andreas-Salome kennen, die seit 1887 mit dem Orientalisten F.C. Andreas verheiratet ist
    • folgt ihr nach Berlin und lebt in Berlin-Wilmersdorf
    • "Traumgekrönt" erscheint
    • in Prag wird das Drama "Im Frühfrost " aufgeführt
    • Lou rät ihm, sich "Rainer Maria Rilke" zu nennen
  • 1898 Rilke fährt im März nach Prag und hält dort einen Vortrag
    • April bis Mai in Arco, Florenz und Viareggio
    • Juni in Prag
    • Juli nach Zoppot
    • wohnt ab August in Berlin-Schmargendorf
    • Mitte bis Ende Dezember in Norddeutschland, Hamburg, Bremen und Worpswede
    • schreibt das Florenzer Tagebuch.
    • beginnt das Schmargendorfer Tagebuch
    • "Advent", "Am Leben hin" und "Ohne Gegenwart" werden veröffentlicht.
  • 1899 im März besucht er Arco, Bozen, Prag und Wien
    • Reise nach Rußland mit dem Ehepaar Salome vom April bis zum Juni
    • im Juli lebt er wieder in Berlin
    • August bis Mitte September in Bibersberg bei Meiningen
    • Mitte September bis Ende Dezember wieder in Berlin
    • der erste Teil des Stunden-Buchs entsteht
    • das Schmargendorfer Tagebuch wird weitergeführt
    • im Herbst entsteht die erste Fassung des Cornet
    • "Zwei Prager Geschichten", "Mir zur Feier", "Die weiße Fürstin" werden veröffentlicht
  • 1900 Anfang Mai bis zum August zweite Russlandreise zusammen mit Lou Andreas-Salome
    • Ende August bis Anfang Oktober folgt er einer Einladung von Heinrich Vogeler und lebt in Worpswede, behält aber seine Wohnung in Berlin bis 1901
    • beginnt, das "Worpsweder Tagebuch zu schreiben
    • "Vom lieben Gott und Anderes" wird 1900 veröffentlicht

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Lou Andreas-Salome


Rainer Maria Rilke und Clara Rilke-Westhoff in Rom
  • 1901 Reisen nach München, Arco, Riva und Prag
    • 28. April: Heirat mit der Bildhauerin Clara Westhoff (21.11.1878-1954), einer Freundin von Paula Modersohn-Becker in Bremen
    • ab Juni lebt das Ehepaar in Westerwese bei Bremen
    • im September schreibt Rilke den zweiten Teil des "Stundenbuch"
    • am 12. Dezember kommt die Tochter Ruth zur Welt (1901-1972)
    • "Die Letzten" veröffentlicht, "Das tägliche Leben" uraufgeführt
  • 1902 Anfang Juni bis Anfang Juli lebt Rilke auf Schloß Haseldorf
    • Bis Ende August 1902 lebt Rilke mit seiner Frau und seiner Tochter in Westerwede
    • Trennung des Ehepaares, Auflösung des Familienhaushalts. Das neun Monate alte Kind Ruth bleibt bei der Mutter.
    • Nach der Trennung bis Anfang Oktober lebt Rilke in Paris
    • beginnt sich mit dem bildhauerischen Werk Rodins auseinanderzusetzen
    • "Das tägliche Leben" und das "Buch der Bilder" veröffentlicht
  • 1903 Reisen, u.a. nach Italien (Rom, Venedig, Florenz, Viareggio) und Frankreich (Paris)
    • Ende März bis Ende April schreibt Rilke den dritten Teil vom "Stundenbuch" in Viareggio
    • "Worpsweder Tagebuch" und "Auguste Rodin" veröffentlicht
  • 1904 lebt bis Juni in Rom
    • danach 6 Monate in Dänemark und Schweden
    • beginnt "Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge"
    • zweite Fassung der "Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke" erscheint
  • 1905 Beginn der Freundschaft mit dem Verleger Anton Kippenberg und der Zusammenarbeit mit dem Insel-Verlag
    • "Stundenbuch" erscheint
    • wohnt Mitte September-Ende Oktober bei Rodin in Meudon - Val-Fleury in Frankreich
    • zahlreiche Reisen durch Deutschland
    • Vorträge in Prag, Leipzig und Köln
  • 1906 erneuter Aufenthalt bei Rodin
    • 14.03.1906 Tod des Vaters, Rilke reist nach Prag
    • Vortragsreisen (Elberfeld, Hamburg, Berlin) und Reisen innerhalb Deutschlands
    • wohnt ab Mitte Mai in Paris, Rue Cassette
    • "Buch der Bilder" 2. Auflage
    • "Die Weise von Liebe und Tod des Cornetts Christoph Rilke" veröffentlicht
  • 1907 lebt in Paris
    • zahlreiche Reisen, meist zu Vorträgen
    • im Mai auf Capri, in Neapel und Rom
    • im November in Venedig
    • im Dezember erscheinen die "Neuen Gedichte"
  • 1908 Ende Februar bis Mitte April wieder auf Capri
    • im November schreibt Rilke die beiden Requien "Für eine Freundin" - gewidmet der verstorbenen Malerin Paula Modersohn-Becker und für Wolf Graf von Kalckreuth
    • "Der neuen Gedichte anderer Teil" erscheint
  • 1909 wohnt bis Ende des Jahres in Paris, Rue de Varenne
    • lernt die Fürstin Marie von Thurn und Taxis-Hohenlohe kennen
    • reist Ende Mai in die Provence; hält sich auch in Deutschland auf

Marie von Thurn und Taxis-Hohenlohe


Passeggiata Duinese

  • 1910 im April folgt Rilke einer Einladung der Fürstin Marie von Thurn und Taxis- Hohenlohe auf das Schloss Duino
    • Ende des Jahres Reise nach Algier, El Kantara, und Tunis
    • der einzige Roman Rainer Maria Rilkes "Die Aufzeichnungen des malte Laurids Brigge" erscheint
  • 1911 wohnt bis Mitte Oktober in Paris, Rue de Varenne
    • von hier aus Reisen nach Neapel, Ägypten (Kairo, Fahrt auf dem Nil), Venedig, Prag, Lautschin, Janowitz, Leipzig, Weimar, Berlin, München, Avignon, Ventimiglia, Bologna
  • ab Mitte Oktober bis Mitte Mai 1912 für sieben Monate auf Schloss Duino
  • Ende Januar 1912 entstehen die beiden ersten "Duineser Elegien"
    • begegnet Eleonore Duse in Venedig
    • lebt in Venedig vom Mai bis zur Mitte des Monats September
    • danach bis Anfang Oktober wieder auf Schloß Duino
    • Spanienreise: Toledo, Cordoba und Sevilla
    • rege Übersetzertätigkeit (hält ihn von eigenen Arbeiten ab) - die Entstehung der beiden ersten "Duineser Elegien" erfahren nur wenige Freunde
 
  • 1913 Januar bis Mitte Februar in Ronda

    • wohnt ab Ende Februar in Paris, Rue Champagne-Première

    • zahlreiche Reisen innerhalb Deutschlands: Bad Rippoldsau, Göttingen, Leipzig, Weimar, Berlin, Heiligendamm an der Ostsee, Berlin, München, Dresden, Hellerau und Krummhübel

    • ab Mitte Oktoberwieder in Paris
    • "Marienleben" (geschrieben auf Schloß Duino) wird veröffentlicht
  • 1914 wohnt bis Mitte Juli in Paris, Rue Champagne-Première
    • im April bis Mai auf Schloß Duino
    • Im Mai fährt er auch nach Venedig, Assisi und Mailand
    • Seine Wohnung ab Ende September befindet sich in München in der Finkenstraße
    • Mitte November reist er nach Frankfurt und Würzburg
    • Ende November bis zum Ende des Jahres lebt er in Berlin
    • Bei Kriegsbeginn entstehen die "Fünf Gesänge".
  • 1915 Musterung zum Militärdienst
    • "Die fünf Gesänge- August 1914" veröffentlicht
    • im November vierte Duineser Elegie
    • Wohnungen in Irschenhausen, München und Berlin
  • 1916 arbeitet ein halbes Jahr im Kriegsarchiv in Wien
    • Ende Juli wohnt er in München, Keferstraße
  • 1917 lebt in München, besucht den Herrenchiemsee und fährt nach Berlin
    • August - September lebt er auf Gut Böckel in Westfalen als Gast von Hertha Koenig, der er später (im Februar 1922) die Fünfte Elegie widmet
  • 1918 lebt in München, Ainmillerstraße, fährt nach Ohlstadt und Ansbach

Kolossowska
und Rilke
  • 1919 Vortragsreise im Juni bis Dezember durch die Schweiz: Bern, Nyon, Genf, Zürich, Sils-Baselgia, Soglio, Lausanne, St. Gallen, Luzern, Basel, Bern und Winterthur
    • in Winterthur begegnet er den Brüdern Reinhart, eine Freundschaft entsteht
    • besucht die Stadt Locarno und kehrt nicht mehr nach Deutschland zurück.
  • 1920 begegnet in Genf der Malerin Balandine Klossowska.
    • fährt nach Venedig
    • lebt Ende des Jahres in Berg am Irchel bei Zürich
  • 1921 entdeckt das Château de Muzot bei Sierre im Wallis
    • seine Förderer, die Brüder Reinhart, mieten es zunächst für Rilke. Später kaufen sie es für ihn.
    • es ist von nun ab seine endgültige Heimat
  • 7. - 14.Februar 1922 vollendet die Duineser Elegien
    • 2. - 23. Februar 1922 "Sonette an Orpheus", Widmung: "Als ein Grab-Mal für Wera Ouckama Knopp" (sie, die Tänzerin, ist Rilkes "Euridike", nachdem er von ihrer Mutter vom Tod Weras durch Leukämie erfahren hat!)
    • "Brief des jungen Arbeiters"
    • arbeitet an Valéry - Übersetzungen.
    • seine Tochter Ruth heiratet Dr. Carl Sieber

Château de Muzot


Wera Ouckama-Knoop (1900-19)


Valmont

  • 1923 Mitte August bis Mitte September wird er im Sanatorium Schöneck bei Beckenried behandelt
    • Im Dezember 1923 bis Ende Januar des nächsten Jahres ist er im Sanatorium in Valmont sur Territet am Genfer See
    • "Duineser Elegien" und die "Sonette an Orpheus" werden veröffentlicht
  • 1924 reist mit dem Auto durch die französische Schweiz und schreibt Gedichte in französischer Sprache (Vergers, Les Quatrains Valaisans, Les Roses u. a.)
  • 1925 reist das letzte Mal nach Paris und bleibt dort vom Januar bis zum August
    • besucht Ende August Mailand
    • danach wieder im Château de Muzot im Wallis
    • im Dezember wieder im Sanatorium Valmont
  • 1926 "Vergers suivi des Quatrains Valaisans" erscheint
    • bis Ende Mai des Jahres 1926 bleibt er im Sanatorium, erst jetzt wird seine Krankheit als Leukämie erkannt
    • Rilke besucht ein letztes Mal Vevey, Lausanne, und Sierre
    • im Dezember muß er wieder ins Sanatorium
    • am 13. Dezember schreibt er einen Abschiedsbrief an seine große Liebe Lou Andreas-Salome, er endet mit dem in russischer Sprache geschriebenen Abschiedsgruß: "Leb wohl, meine Liebe"
    • am Morgen des 29. Dezember stirbt Rainer Maria Rilke
      im Alter von 51 Jahren in Valmont

gemalt von Paula Modersohn-Becker


Grabstein Rilkes
an der alten Kirche
in Raron (Wallis/Schweiz)

1927 Am 2. Januar 1927 wird Rainer Maria Rilke auf dem Friedhof von Raron beigesetzt.

Die Inschrift auf dem Grabstein, von Rilke selbst entworfen beim Abfassen
seines Testamentes als Epitaph
27. Oktober 1925:

Rose, oh reiner Widerspruch,
.........................................Lust,
Niemandes Schlaf zu sein
...............................unter soviel
Lidern.