Gesamtdeutsch

Denke ich an die deutsche Einheit, ist mir nicht wohl zu Mute,
vom Traum zur Wirklichkeit musste man Vieles herunterschlucken,
das Anderssein in Gestik und Sprache mag man ideologisch begründen,
die Denke ist umständlicher und Umschreibungen greifen Platz,
vielleicht schwingt manchmal auch Neid mit in sozialen Belangen,
die Aufholjagd in Wirtschaft und Finanzen trägt bereits Früchte.
Die Genossen haben manchmal mitgemacht, manchmal gelitten,
das heutige Traumbild stützt sich auf Sehnsüchte und Gerüchte,
die Hypothek der Vergangenheit hat tiefe Spuren hinterlassen,
die klassenlose Gesellschaft ging sang- und klanglos unter ohne Ersatz,
glauben wir an den gesamtdeutschen Traum vom Wohlstand für alle,
spüren wir etwas Nostalgie oder ein gleichmütiges Schulterzucken.