LyrikZeit ... die Spur von

Brigitte Abendroth
24.5.1929 geboren zu Danzig-Langfuhr

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Deutsch - Deutsche Gedichte

1980 – 1990

Mein Weg von Ost nach West

Rostock – Hamburg – Rostock

 

Inhalt

Nimm es hin mein heimlich Sehnen
Dass jemand meine Lieder singt
Woanders wohnen wollt ich
Was ich empfinde ist Bedauern
Und ich bin meinen Weg allein gegangen
Seit ich fort aus deutschen Landen
Wer weiss schon wieviel Tränen fließen

Soll das die Wende sein?

Lügen
Blüten vom Winde verlassen
Sie nannten meine Freunde sich

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So sing ich denn mein Lied allein 
Nimm es hin mein heimlich Sehnen
strenges Land das ich verliess
Ja es fliesst noch eine Träne
hin zum Mund den er geküsst

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  ^ up

Dass jemand meine Lieder singt
und mich versteht
erwart ich nicht
Dass jemand meine Hände nimmt
mich an sich drückt
erleb´ ich nicht
Dass jemand leise zu mir sagt
verzage nicht
ich hör es nicht
Dass jemand meine Lieder singt
und mich versteht
ich glaub es nicht

  .


^ up

Woanders wohnen wollt ich
sie nahmen mir mein Brot
Ins andre Deutschland wollt ich
sie enterten mein Boot

Woanders wohnen wollt ich
sie raubten mir den Schlaf
Ins andre Deutschland wollt ich
ihr Hass mich tödlich traf

Woanders wohnen wollt ich
sie ließen mich hinaus
Ins andre Deutschland kam ich
verschlossen scheint das Haus

 .


^ up

Was ich empfinde ist Bedauern
dass alles so gekommen ist
dass hinter Draht und hohen Mauern
so mancher helle Laut erstickt

Was ich empfinde ist Verzweiflung
dass jenes falsche Wort gar fiel
dass unter denen die ich kannte
kaum einer der die Treue hielt

Was ich empfinde ist Entsetzen
dass ringsum Kälte mich umgibt
dass unter denen die es könnten
nicht einer seine Hand mir gibt

Was ich empfinde ist Bedauern
dass alles so gekommen ist
dass hinter Draht und hohen Mauern
so mancher helle Laut erstickt

 .


^ up

Und ich bin meinen Weg alleine gegangen
durch endlose Weiten sehr lange Zeit
War auch der Himmel mit Wolken verhangen
trug er für mich doch ein passendes Kleid

Und ich habe all meine Lieder gesungen
mit Tönen so hell im klingenden Kreis
Meiner Harfe Saiten sind jäh zersprungen
verstummt auch ihre Klagen laut und leis

Und ich habe den Wein ganz bewusst getrunken
ich leerte bis zur Neige den Krug
der Hoffnungen Segel im Meer versunken
vom Wind vertrieben der deutsch deutsche Spuk

 .


^ up

Seit ich fort aus deutschen Landen
such die Morgenröte ich
und ich trink der Freiheit Odem
ungebunden fühl ich mich

Seit ich hier in deutschen Landen
bin der Erde näher ich
Steile Wege muss ich wandern
Kälte bläst mir ins Gesicht

Seit ich fort aus deutschen Landen
löschten viele Lichter aus
und ich gehe in Gedanken
sehnsuchtsvoll den Weg nach Haus

 .


^ up

Wer weiss schon wieviel Tränen fliessen
in den Strom der Deutschland heisst
Wer weiss schon ob noch Veilchen spriessen
zwischen Oder und dem Rhein

Wer weiss schon um der Trauer Nächte
um den Schmerz der Teilung heisst
Gedanken fliegen nicht nur schlechte
zwischen Oder und dem Rhein

Wer weiss schon um des Frühlings Morgen
nicht immer siegt die Harmonie
Wer wird vertreiben deine Sorgen
wenn Wolken schwarz vorüber-ziehn

Wer weiss schon wieviel Tränen fliessen
in den Strom der Deutschland heisst
Wer weiss schon ob noch Veilchen spriessen
zwischen Oder und dem Rhein

.

  ^ up

AUF MEINEM WEG VON HÜBEN NACH DRÜBEN

TRAF ICH VIEL FALSCHHEIT UND TAUSENDFACH LÜGEN

EIN KOLLEKTIV MIT ALL SEINEN KOLLEGEN

VERSTIESS MICH EINES ANTRAGS WEGEN

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KAUM DASS ER GESTELLT  RÜHRTEN SIE SICH

NANNTEN MICH `STAATSFEIND` SCHÄMTEN SICH NICHT

KEIN BEDAUERN  KEIN HALT  SIE BLIEBEN DABEI

AUCH DASS MEIN SCHREIBTISCH ZU RÄUMEN SEI

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AUF MEINEM WEG VON HÜBEN NACH DRÜBEN

IST MIR TROTZ ALLEM EIN LICHTBLICK GEBLIEBEN

ICH BLICKE VON HAMBURG ZUM HIMMEL HINAUF

ICH LIEBE DAS LEBEN  ICH GEBE NICHT AUF

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ICH GEHE DURCH OSTDEUTSCHLANDS STRASSEN

WO SCHMERZVOLLES MIR GESCHAH

BLÜTEN VOM WINDE VERLASSEN

KNOSPEN DEM BRECHEN SO NAH

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 ICH GEHE DURCH BUNTE WIESEN

WO WÄRME ICH FAND IM NU

GRÄSER ZUR ERDE SICH BIEGEN

EIN VEILCHEN LÄCHELT MIR ZU

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 ICH BLICKE AUF IN DIE STERNE

WER WILL MEIN GEFÄHRTE SEIN

VERGESSEN DIE DEUTSCH-DEUTSCHE FERNE

WO HERZEN HÄRTER ALS STEIN

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 ^ up

ES IST SCHON VIELE JAHRE HER

SEIT ICH DEN WEG GEWAGT

SIE NANNTEN MEINE FREUNDE SICH

SIE HABEN NICHTS GESAGT

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HUMANE BILDUNG LÖFFELWEIS

SIE FIELEN ALLE UM

NOTIERTEN ALLES SCHWARZ AUF WEISS

KOLLEGEN TAUB UND STUMM

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 JETZT SIND DIE WENDEHÄLSE DA

SIE WERFEN NEUEN STEIN

ES IST SO VIELES NOCH NICHT KLAR

SOLL DAS DIE WENDE SEIN

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