Dunkle Tage – lichte MomenteLyrikZeit ... die Spur von
Markus
Baumeler
geb. 13.05.1953, Amriswil (Schweiz)
Beruf: Co-Präsident von EQUILIBRIUM,
Verein zur Bewältigung von Depressionen,
mit Geschäftssitz in 6300 Zug.
Dunkle Tage – lichte Momente
Die vorliegende Gedichtauswahl ist im Herbst 1998, während meines achtwöchigen Aufenthaltes in der Psychiatrischen Klinik Littenheid TG, entstanden. Es sind Momentaufnahmen einer Depression, nach Abklingen der akuten Phase, teils mit viel Mühe und Selbstzweifeln zu Papier gebracht. Die Schreiberei war eine selbstverordnete Therapie, eine vorwiegend schmerzliche, dafür hilfreiche Auseinandersetzung mit meiner Krankheit, die mir nunmehr seit 14 Jahren die Treue hält.
Eines der Hauptsymptome von Depressionen sind Antriebshemmungen, die in ganz schlimmen Fällen bis zur Erstarrung führen können. Deshalb an jene Leserinnen und Leser, die auch an dieser Krankheit leiden: Lasst euch nicht weismachen, eure (vorübergehenden) Impulsstörungen hätten womöglich mit Bequemlichkeit oder Drückebergerei zu tun. Quälen uns nicht auch ohne fremde „Hilfe“ immer wieder solche destruktiven Gedanken? Nach nichts sehnen sich Gemütskranke mehr, als wieder gesund und arbeitsfähig zu werden. Wer fühlt sich schon gerne ausgegrenzt!
Verzweifelt nicht, wenn ihr folgendes zur Zeit nicht glauben könnt; es stimmt auch für euch. Ich möchte in zweierlei Hinsicht Mut machen:
Depressionen gehen vorüber. Es braucht zwar Geduld, oft viel Geduld, doch die Lebensfreude wird zurückkehren.
Lasst euch helfen. Verlängert oder verschlimmert euer Leiden nicht unnötig. Es gibt gute Fach-, Beratungs- und Vermittlungsstellen sowie Selbsthilfeorganisationen (siehe letzte Seite). – Und überfordert euch nicht. Ihr habt euch schon überfordert oder überfordern lassen. Ich konnte über viele Wochen keinen vernünftigen Satz mehr schreiben. Wer einem schwer Depressiven rät, sich zu zwingen oder zusammenzunehmen, mag es bestenfalls gut meinen, von Depressionen indes versteht er nichts. Eure Seele braucht Zeit, um sich zu erholen; sie ist auch nicht von gestern auf heute krank geworden. Aber allmählich werdet ihr wieder „erwachen“ und Lust bekommen, etwas zu tun. Dann kann zum Beispiel kreatives Schaffen, gleich welcher Art, Balsam sein. Nicht selten kommen gar verborgene Talente zu Tage. Lasst euch inspirieren, fern jeder Leistungsschau. Rückschläge dürfen euch nicht entmutigen. Nach meiner Erfahrung verläuft die Besserung wellenförmig, meist aber mit spürbarer Tendenz nach oben.
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