Gedichte von Alfred Zoppelt
[26. Januar 2009]


UNTERWEGS

Mit verstellter Stimme
versucht der Wind
der Luft
etwas einzureden.

Die Sommerluft
ist anders gekleidet
als der Winterwind
und unsichtbar sind beide.

Die Luft
setzt sich in den Luftzug
und fährt dem Wind
davon.


NOCH LEBE ICH

Noch lebe ich
und ich werde versuchen
mit wenigen Worten zu sagen
was das bedeutet.

Es bedeutet
daß ich die Chance habe
etwas Neues zu sehen
und zu lernen.

Weil das Ornament
meines Lebens
noch nicht fertig und
noch nicht vollendet ist.


PORZELLAN

"Männer sind die besseren Frauen",
sagt eine Frau,
die schlechte Erfahrungen machte.
Die den Frauen nicht über den Weg traut
und die bei jeder Gelegenheit
eine Lanze für die Männer bricht.

Aber es gibt auch Männer,
die dazu neigen
das Porzellan zu zerschlagen,
obwohl man es noch gar nicht erzeugt hat und obwohl es noch gar nicht ausgeliefert ist.


STUNDEN SIND STRICKE

Von einer Zumutung zur andern
und wieder zurück
in den Fuchsbau der Gedanken,
der nicht alltäglich ist
und der sich mitten im Alltag
nach dem Vater der Poesie
und nach seiner Tochter
sehnt.


KEIN SCHNEE IN DER STADT

Eine Blume,
die kein Botaniker kennt,
ist die Laterne
und das Herz,
das ihr jemand gegeben hat
und das in ihrer Brust schlägt,
wirkt auch im Sommer
winterlich.

Sie steht in einem Park,
der sich auch ohne Sonne
wie ein Seeräuber fühlt
und der das Taschentuch kennt,
das eine Frau
vor drei Tagen
oder vor zwei Wochen
verloren oder weggeworfen hat.


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