LyrikZeit ... die Spur von

Swen Ackermann
geboren am 2. Mai 1972 in Grossröhrsdorf

Inhalt


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ZUVERSICHT DER GEGENWART

Und jetzt,
hier oben im Mondlicht
eines verklingenden Februartages,
jagt Stille über
die eisigen Bergketten
am Horizont,
erfüllt vom Läuten
der Glocke
und einem ockernen Glanz,
der die Dunkelheit
herbeiwinkt.
Weit oben
fröstelnd sitzen,
nach Krähen Ausschau halten,
in Erwartung des Abends.


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DRAUSSEN

Draussen läuten
die abendlichen Glocken
eine Erinnerung herbei,
ein süsses Gefühl,
eine tiefe Sehnsucht,
nicht fassbar in Worte,
nicht greifbar mit Händen.


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SITZEN IM AUGENBLICK

Sitzen im Augenblick
auf der
sonnenbeschienenen Bank
neben der alten Kapelle;
und ein stiller Windhauch
streicht über
grünes Dezembergras.


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TROPFEN

Tropfen fallen
auf stehendes Wasser
im Spiegel
siehst du
den Himmel
die Wolken
durch die
Bäume
an einem ruhigen
Dezembermorgen
im Regen.


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TEILE DIE WOLKEN

Teile die Wolken
mit kräftigen Zügen;
laufe hoch,
der Sonne zu,
durch den tiefen,
frischen Schnee.
Und nur
das gleichmässige Knarren
der Füsse auf dem Boden
durchbricht die
summende Stille.


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MORGENREGEN

Während der Regen
den tauenden Schnee
mit seinen Tropfen
zerteilt,
wecken ein paar Vögel
diesen verschlafenen Tag,
der sein Licht
hinter schweren Wolken verbirgt.
Nasse Tannenzweige
streifen mein Gesicht
auf dem alten Pfad
entlang der Grenze;
und in der milden Morgenluft
weht sanft der Wind
über die feuchten
Täler und Berge.


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NÄCHTLICHE VERTRAUTHEIT

Noch gestern
warst du mir so nah',
verschwunden diese erdachte,
unangenehme Distanz
und die räumliche Entfernung
zwischen uns;
waren  wir
so vertieft und vertraut
mit all unserer Freude,
unseren Ängsten und Wünschen,
Hoffnungen und Zweifeln;
vertraut
in schützender Umhüllung
der Nacht.


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ERFÜLLT

Sonne
durch die Zweige
in den Schatten
erfüllt die Wege
mit meinem Schritt.


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MONDSICHEL

Wenn es draussen dämmert,
zieht mich die untergehende
Sichel des Mondes
zu sich;
lockt mich,
treibt mich voran,
durch die Wälder,
durch die Berge.
Und immer  wieder
sehe ich sie für Momente
über den Bäumen
am westlichen Horizont
bei meinem Voranschreiten
auf dem Weg.

Und dann,
angekommen
oben auf der Ebene,
bleibe ich im Gras stehen.
Und nur noch
das Glitzern der Sterne,
dieser endlose, stille Glanz.


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STROM DER GEDANKEN

Wasser gleitet dahin
mit geheimnisvollem Flüstern
strudelnd
rauschend
endloser Strom der Zeit.
Gleite vorbei
fliesse, fliesse
ruhe nicht,
wenn die Quelle versiegt
der Regen ausbleibt.
Alleine,
sagst du,
doch tausend kleine
Wassertropfen,
die dich
vorantreiben,
dich hinabfliessen lassen
immer weiter
immerfort.
Du fliesst und fliesst,
und mit dir die Zeit
und meine Gedanken.
Wie Asche
streue ich sie
in deinen klaren Leib.
Trage sie fort,
weg von mir,
weit fort.
Lass jemanden sie entdecken,
das er sie  weiterträgt,
verändert,
durchsiebt,
als wären sie,
geweckt von den
ersten Sonnenstrahlen,
ausgebrütet
und dann hinaufgestiegen
zum klaren Himmel,
ihn zu verdunkeln,
mit schweren Wolken,
die mit dem Blitz
sich laut entladen,
krachend,
brüllend,
abladen ihre ungeheure Last.
Gesiebte Gedanken,
vermischt, verfeinert, überdacht.
Fliesse Wasser,
ströme, rausche,
weit fort,
hinaus,
ins offene Meer.
Lass dich von
tobender Brandung zerreissen.
Lebe, fliesse, rausche,
trage meine Gedanken fort,
hinab in reissendem Strom,
die Luft zu erfüllen,
den Wind,
der nicht ruht.
Fliesse, atme, lebe, rausche,
ströme dahin,
ohne Zurück,
vorwärts, nur vorwärts;
reisse mich mit,
spüle mich fort,
hinab, hinab.

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