Ich selber bin mein eigner Gott
zum Trotze vieler Neider Spott.

zu den Gedichten: Wolfgang Süß
Geboren 1960 in Linz / Österreich

freut sich auf Reaktionen: w.suess@aon.a

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Vater Eisenbahnschaffner auf einer kleinen Lokalstrecke, Mutter Hausfrau mit 4 Kindern (ich der Älteste).
Matura (HTL Elektrotechnik)
8 Monate Bundesheer (sinnlooooooser Leeeeeeerlauf)
2 Semester „Studium“ Elektrotechnik in Wien, 2 Semester „Studium“ Germanistik und Publizistik in Salzburg, alles abgebrochen,
Arbeit als Elektroingenieur (3 Jahre im Büro, 2 Jahre als Bauleiter auf großen Industriebaustellen
½ Jahr Technischer Leiter einer nagelneuen Schokoladenfabrik).
Dann war ich 27 und wußte endgültig, daß ich mir das Leben so nicht vorgestellt hatte.
Mit knapp 22 erste Ehe. (Katholische Theologin – Deutsch- und Religionslehrerin an einer allgemeinbildenden höheren Schule).
2 Kinder (Felicitas und Margarita, geboren im August 1987 und Januar 1990).
Das Ende meiner Techniker-Laufbahn fiel mit der Geburt meiner ersten Tochter zusammen.
Ausbildung zum „Rebirther und Atemlehrer“ (war pure Selbsterfahrung, ein Meilenstein auf der Straße meiner inneren Entwicklung).
Diverse Jobs, ohne viel Geld, dafür viel Frust ... Service-Techniker für Laserdrucker, Atemlehrer,

Architektur-Gehilfe, Sekretär für die Hochschülerschaft der Kunsthochschule Linz ... usw.
Nach dem Ende der ersten Ehe 1991 Einstieg in die Welt der Esoteriker.

Zweite Ehe mit einer hauptberuflichen Esoterikerin in Deutschland. Hielt nur 3 Jahre.
Habe während dieser Zeit für zwei kleine deutsche Esoterik-Verlag die komplette Bücherproduktion als Ein-Mann-Betrieb gemacht
(Texte vom Band bzw. schriftlicher Vorlage schreiben, Buchsatz, Layout, Lektorat, Abwicklung mit der Druckerei bis zum fertigen Produkt).
Alles ohne jegliche Ausbildung, einfach selbst gelernt (Learning by doing). Selbst veröffentlicht habe ich nie etwas.
Nach dem Ende der zweiten Ehe und der Esoterik-Ära psychischer Kollaps — kein Wunder bei soviel Esoterik! (Anm. der Red.)

Freiwillig gewählter Rückzug ins hinterste Tiroler Tal (Ötztal) in knapp 2000 Meter Seehöhe:
5 Monate Arbeit als Frühstücks- und Dessertkoch in einem 4-Sterne-Hotel
(... man kann alles tun – auch wenn man's nie gelernt hat).
60-Stunden-Woche, geringer Lohn, aber keine Ablenkungen – war gute Selbsttherapie, geglückte Regeneration.
Versuch einer Rückkehr nach Deutschland (Regensburg). Monatelang arbeitslos ohne Arbeitslosengeld. Leben aus dem Nichts.
Gelegenheitsjob bei Siemens (Chipkartenproduktion).
1 Jahr Aufenthalt in der Schweiz (Zürich und Tessin) ohne festen Wohnsitz und ohne Bankkonto.
Habe die meiste Zeit mit einer diplomierten Psychologin zusammen gewohnt und auch gearbeitet.
Rückkehr nach Österreich in die Nähe meiner Kinder, nach Linz.
Ein halbes Jahr bei meinen Eltern gewohnt, da kein Job, kein Geld für eigene Wohnung.

Kein einziger Krach mit den Eltern (das 8. Weltwunder).
Seither Arbeit für eine Personal-Leasing-Firma als gewöhnlicher Elektriker und Kabelzieher.
Mittlerweile allerdings schon wieder „aufgestiegen“ – bin zur Zeit als CAD-Techniker vermittelt (Computer-Zeichner).
Reiner Brotberuf, kaum kreativ.
 
Darum hat er uns nun einige Gedichte geschickt:
.

UM

War stumm
ging krumm
galt dumm.

Warum?

Horcht rum
Gesumm!
Sah um
sich rum
viel Blum.

Staunt stumm.
Kehrt um.

Sieht rum
Konsum
rundum!
Wie dumm!

Sein Dumm
fällt um,
sein Stumm
wird Brumm.
Schlägt um
sich rum.

Treibt rum
schreibt krumm
zeigt Mumm
macht WUMM!
wird zum
Monstrum.

Kriegt drum
reihum
das Trumm:
Bleib stumm!
Bist dumm!

Fiel um
wurd krumm
soff Rum
Posthum.

Warum??

(1994)

^up

Das folgende Gedicht „Klauben“ habe ich im Sommer 1994 rückblickend auf meinen 1991 erfolgten Kirchenaustritt (ich war damals noch mit der Theologin verheiratet und hatte die Funktion eines Pfarrkirchenrates inne) geschrieben, an einem einzigen Nachmittag.

KLAUBEN

Girchenklocken.
Drinnen hocken
Kläubige.

Sie klauben die Rosinen aus dem Kuchen,
den man ihnen vorsetzte. Denn sie suchen
etwas, von dem man ihnen erzählte,
daß nur eine Handvoll Auserwählte
durch dies enge Tor gehen würde.
Ich frag mich nur, wie man mit dieser Bürde,
die sie einem da aufschnallen mit diesem Klauben,
durch dieses enge Tor gehen kann,
wo es einem diese Lasten doch niemals erlauben,
daß man sich da hindurchquetschen kann.

Das Buch der Bücher
wurde zum Tuch der Tücher,
das man hängte vor die Augen
derer, die zu klauben
hatten aus dem großen Einheitskuchen.
Die mit dem roten Hut durften buchen
zu ihren Gunsten kläubige Schafe.
Damit diese nicht erwachten vom Schlafe,
den sie jahrtausendelang schon geträumt,
hat man das Wichtigste nicht versäumt:
Man gab ihnen Bilder von Jungfrauen.
Diesen war nicht zuzutrauen,
daß sie ein Kind befleckt gebaren.
Aus diesem treffenden Grunde waren
sie davon nicht abzubringen –
nicht einmal durch Psalmensingen! –
daß der Mann aus Nazareth
unerreichbar göttlich sei,
man ihn höchstens im Gebet
klaubte aus dem Einheitsbrei.

Girchenklocken
frohlocken.
Sie zocken
ganz trocken
mit ihren an Stangen getragenen Beuteln ab,
bei jenen, die wirklich nicht zu knapp
dies trockene Brot da essen.
Diesen Leib, den reichte man ihnen
aus einer goldenen Schüssel.
Den Reichern mußte man allzeit dienen,
denn dies war der einzige Schlüssel
zu dem Himmelreiche,
wo der leichenbleiche
Gott saß auf dem Thron,
während die Kläubigen schon
Süßstoff in den Brei einrieben,
weil sie den Geschmack nicht lieben.
Über eine große Zahl von Jahren,
ich denke, daß es Tausende waren,
hatte dieser zu gären begonnen
und einen üblen Geruch angenommen.
Dieses durfte jedoch nicht sein –
die Schafe würden riechen die Pein!
Man ersann die Rezeptur,
gab den Katechismus pur!
Die Schafe waren wie üblich brav
und schreckten auch jetzt noch nicht aus dem Schlaf.
Denn in dem neuen alten Brei
war nun geordnet das Einerlei,
das sie zum Schlafen nötig hatten
wie ihr täglich Abendmahl.
Statt zu erfreun sich auf den Matten,
suchten sie weiter nach dem Gral
in dem großen Einheitskuchen,
freuten sich, zu verbuchen
ein Minus auf dem Konto.
Es gab nicht mal ein Skonto,
denn der Kuchen, der war teuer
finanziert durch die Girchensteuer.
Man muß es richtig bemessen
und darf es nie vergessen:
Du bist aus dem Bauch einer Christin gekommen
und hast daher deren Klauben
unwidersprochen angenommen.
Deinen Willen mußten sie rauben
und ohne dich zu fragen
in deinem Kinderwagen
schieben dich zur heuligen Taufe.
Sie vergaßen auch nicht die Schlaufe
in deinem Haar.
Denn noch warst du so klein,
daß die Gefahr,
zu durchschauen den Schein
bei dir sehr gering.
Also hing
man dir ein Kreuz um den Hals,
damit du nötigenfalls
auch später noch konntest erkennen:
Man hatte dich einen Christen zu nennen!
Wofür der Zauber eigentlich war,
ist heute noch nicht jenen klar,
die den ganzen Brei kreierten,
dich als Kind bereits verführten.
Doch sie leben gut davon,
räkeln sich im hohen Thron.
Die Stätte, wo sie den Brei verteilen,
wo die Touristen so gern verweilen,
haben sie mit viel Gold verziert,
damit sie nicht ihren Glanz verliert.
Der Thron, wo eigentlich Gott hocken sollte,
auf den jedoch jeder selber wollte,
wurde gebaut mit dem Gelde derer,
welche die allergrößten Verehrer
des einzig wahren
Gottes waren:
des Gottes „Einfalt“.
Es wurde mit Sorgfalt
darauf geachtet,
daß niemand trachtet,
das Gebot zu verletzen
(man würde sie hetzen!):
„Du sollst nie kritisieren
und niemanden irritieren
mit Sprüchen, die den Brei versauern!“
Sonst wird es dir schlimm ergehen.
Überall werden sie stehen,
um dich ehrlich zu bedauern,
weil du nicht mehr wolltest klauben
diese süßen Daumenschrauben,
die sie in den Brei getan.
Willst du nicht mehr Untertan
eines Breiherstellers sein?
Hast die Bücher zugeklappt,
dir dein Motorrad geschnappt,
um dich zu befrei'n?

Warst ein schöner Narr,
als du deiner Pfarr'
den gereckten Finger zeigtest,
dir den Brei nicht einverleibtest.
Nun, was soll ich dazu sagen?
Du bist selber schuld,
daß du mußt entsagen
ihrer gnäd'gen Huld.
Aber nimm's nicht tragisch:
Was sie dir so magisch
vorgegaukelt in den Messen,
brauchst du nun nicht mehr zu essen.
War doch alles schon verzopft,
hätt' nur deinen Darm verstopft.

Echte Nahrung schmeckt viel besser.
Mußt dafür nicht viel studieren
und in diesem Brei umrühren.
Suche dir ein still Gewässer
weit entfernt in der Natur.
Hier erlebst du Wahrheit pur!

Laß die Pfaffen,
diese schlaffen
Breiverkäufer
und die Täufer
ihres Weges gehen.
Sollen selber sehen,
wie sie mit Geboten
auferwecken toten
Theologenschleim,
der auf falschem Wort basiert,
über tausend Mal frisiert
wurde gegen baren Schein.

Denn die Zeiten sind vorbei
wo das Blabla-Einerlei
konnt die Leut vom Hocker reißen.
Heute darfst die Bücher schmeißen
in die Tonne
und mit Wonne
fliehen von den Stätten,
wo sie dich nur hätten
eingelullt mit ihrem Mist.

Drum nimm dein Käppi
and be happy,
daß du dem entronnen bist.

(1995)

^up

AUFERSTEHUNG

Na, du kleiner Lückenbüßer,
freundlich nickender Begrüßer
jener, die gesetzt dir vor!
Welche Meinung hast du heute
angesichtes dieser Leute –
welch Gesicht kramst du hervor?
Willst nicht endlich offenbaren
deine wahren
echt’ Gedanken,
ohne Schranken?
Willst du ewig dich verstecken,
wo dich niemand kann entdecken?
Deine Maske ist nur Schein,
hinter der du deine Pein
vor den Menschen willst verbergen,
weil du meinst, sie wären Schergen,
die dir mit dem Tode drohen,
siehst schon ihre Feuer lohen!

Mensch, halt ein und überlege!
Haben sie nicht recht?
Sind nur sie so schlecht?
Herz, du mußt nun schlagen rege,
denn es geht um den Beweis!
Auf der einen Seite SIE in ihrer Herrlichkeit.
Auf der andern Seite DU mit falscher Ehrlichkeit.
Ja, hier teilt sich das Geleis.

Sie behandeln dich als Wurm,
schau’n herab auf dich vom Turm,
sehn im Staub, im Dreck dich winden,
als dein Schicksal es befinden.
Glauben, daß ein Narr du bist.
Nur ein Narr sich selbst vergißt!
Sag, wie konntest du erwarten,
daß sie dich in ihren Garten
laden, um zu teilen
ihre Schätze, zu verweilen
an den Orten ihrer Macht,
zu verschwenden ihre Pracht
an das wurmig krümmend Wesen,
das du lebenslang gewesen?

Klein bist du, weil du es wolltest.
Jeden Augenblick du solltest
dir darüber Klarheit schaffen,
daß du machtest dich zum Affen
derer, die vor Lachen weinen,
und nur spotten über deinen
Minderwertigkeitskomplex –
holen soll dich doch die Hex!

Willst du klein sein –
nun, so sei es!
Willst du groß sein,
dann bereu es
nicht mal einen Augenblick –
wirf nicht einen Blick zurück –
was du früher bist gewesen.
Wie sonst willst du je genesen
von den kränkenden Gedanken,
die bloß immer wieder wanken
zwischen Ohnmacht und Verderben
mitten in des Lebens Scherben?

Eines, Mensch, sollst du begreifen:
Willst zu Größe einst du reifen,
mußt nach Sternen du nicht greifen.
Nicht des Generales Streifen
machen dich zu einer Größe.
Auch nicht Ellenbogenstöße
bringen dich auf diesen Pfad.
Nur dein konzentriertes Mühen,
deiner Wünsche innig Glühen
können wenden jenes Rad,
das du einst bestiegen hast,
zu entfliehen dem Morast.

Du mußt sprechen, danach handeln,
was aus deiner Seele will.
Lehn zurück dich und sei still. –
Lern auf eignen Wegen wandern.
Du alleine bist dein Retter.
Brauchst nicht einen ihrer Götter
anzufleh’n, dich zu erhören –
würdest bloß dich selbst betören.

Mensch, beantwort’ mir die Frage:
WER hat deines Lebens Plage
auf die Schultern dir geladen?
WER hat diese Nebelschwaden
um dein Blickfeld aufgerichtet?
WER hat bisher nicht gesichtet
diesen Gott, der das erschaffen?
WER hat sich noch nie bemüht
zu sehen, was ringsum erblüht?
WER erschlug mit schweren Waffen
jeden, der ihm wollt erklären,
daß er sich nicht müßte wehren,
wenn der Spott ihn traf mit Wucht.
WER ergriff sofort die Flucht,
wenn ein Spiegel aufgestellt?
WER war hart zurückgeprellt,
wenn er konnt’ die Wahrheit sehen?
WER brach aus in lautes Flehen,
wollte absolut nicht schauen
eigenfabriziertes Grauen?

Nun, Mensch, jetzt sei ehrlich
zu dir selbst. Denn beschwerlich
würde sonst die Reise
auf des alten Weges Gleise.
Hinschaun mußt du ganz genau
auf den Mann oder die Frau,
die dein Leben bisher lebten,
die dein Schicksal bisher webten.
Du, nur du bist jetzt gefragt.
Niemand anderer dir sagt,
wie du Freude kannst empfinden.
Warum solltest du dich schinden
für das alte, trockne Brot,
das als Lohn man dafür bot,
weil du ewig bliebest stumm,
machtest nur den Buckel krumm?

Steh auf
und lauf
dir selbst entgegen.
Willst du leben,
laß beiseite
was gescheite
Professoren
ausgegoren!
Weise ist
wer vergißt.
Was ins Hirn wurd’ reingestopft,
ist doch heute schon verzopft.
Mensch, beschreite
jenes weite
Land, das vor dir liegt,
wo die Zukunft sanft sich wiegt!
Hinter dir laß froh zurück,
was nicht gut tat deinem Glück.
Wenn es sein muß, geh alleine.
Laß verrotten die Gebeine
derer, die dein Gehen hemmten,
die sich dir entgegenstemmten,
als du gingst sie zu verlassen.
Wenn sie dich auch dafür hassen –
gehe weiter
und sei heiter.
Wirf die Arme
in die Lüfte!
Riech das warme
Maigedüfte!
Denk nicht an dein Alter –
freudig grüß den Falter,
der im Licht der Sonne blinkt,
von der Blumen Nektar trinkt.
Versuch zu malen
der Sonne Strahlen,
zu besingen
Vogelschwingen,
die den Himmel leicht durchstreifen.
Hör des Adlers schrilles Pfeifen.
Lausch der Fische stummes Gleiten
durch die Fluten. Kostbarkeiten
sind des Morgentaues Tropfen,
die an deine Seele klopfen.
Auf zum Himmel schau!
War er je so blau?
In die Wiese leg dich,
für Minuten reg dich
nicht und staune
über das Geraune
der Insekten.
Einst bedeckten
Gletscher dieses Tal –
ja, es war einmal ...

Hohe Tannen
weit umspannen
Berg und Täler.
Sehr viel schmäler
waren Wege.
Enge Stege
Schluchten überbrückten,
die das Auge hell entzückten.
Dieses Bild aus der Vergangenheit –
beleb es neu und wirf es weit
in die Zukunft, zu kreieren
Neues. Schönheit soll nun zieren,
wo einst Schlote hoch sich reckten
und das halbe Land verdreckten.

Laß die Fantasie
tanzen. Schaue wie
Menschen sich verbünden,
fröhlich zu ergründen
neues Land.
Hand in Hand
geht nun das Streben.
Einig ist man sich beim Weben
neuer Muster für das Morgen.
Keine Sorgen
sollen trüben die Idylle.
Bietet doch des Lebens Fülle
alles, was ein Herz begehrt,
um zu leben unbeschwert.

Utopie? –
Sag mir, wie
willst du’s je erreichen,
ohne abzuweichen
von den alten
schaudrig kalten
Wegen
die du allzu lange gingst?
Regen
mußt du dich, sonst bringst
du nichts zustande.
Lös die alten Bande!
Weg mit diesen alten,
finsteren Gestalten!
Vorne bricht
neues Licht
aus dem Firmament!
Und die Seele brennt
vor Verlangen.
Leises Bangen
greift nach mir.
Zittrig steh ich hier
angesichts der Möglichkeiten
die ich hab voranzuschreiten.
Selber kann ich mir erschaffen
eine Zukunft ohne Waffen.
Nur ich selbst muß mich verändern.
Muß nicht andre überzeugen
ihren Willen meinem beugen.
Morden muß ich nicht in Ländern,
deren Götter anders heißen.
Muß nicht Tempel niederreißen,
die ein anderer erbaut,
dessen Haar in Ehr ergraut.

Ich selber bin mein eigner Gott
zum Trotze vieler Neider Spott.
Ich allein bestimm mein Denken!
Niemand soll hinfort mehr lenken
mich in Bahnen.
Keine Fahnen
will ich tragen,
nicht verzagen
wenn sie böse,
da ich löse
den Vertrag mit ihnen.
Ich will nur noch dienen
einem Herrn:
Meinem Kern.

Der Schmetterling ist nun geschlüpft –
sein Herz vor Aufregung noch hüpft!
Schwer und dicht war jener Schleier,
der bedeckte sein Gesicht.
Doch nun werd’ ich frei und freier –
ja, ein neuer Tag anbricht!
Schon der Sonne dämmrig Strahlen
schmilzt hinweg die meisten Qualen.
Noch ertrag ich jenes Gleißen,
das um Mittag sie verbreitet,
nicht zur Gänze. Doch verheißen
hat mir, sanft geleitet
von des Morgens dunkler Röte,
jener Stern an ihrer Seite,
daß zu End’ nun meine Nöte
und ich selbst den Weg bereite
für das Sein in neuer Form.
Höher steigt die Sonne hin zur Mitte.
meine Freude ist enorm
und ich weiß, daß meine Bitte
um Geborgenheit in dieser Welt
auf bereits bestellten Boden fällt.

(1996)

 

^up

DER TRAUM

Du sitzt
und schwitzt
aus allen Poren.
Kahl geschoren
ist dein Kopf.
„Ich armer Tropf
weiß weder aus noch ein!“
Laut zu hören ist die Pein
in deiner Stimme,
denn mit Grimme
versuchst du auszudrücken,
dich nach einem Grund zu bücken,
was dich plagt seit ew’gen Zeiten
und dich hindert auszuschreiten.

Unzufriedenheit! Sie packt dich
hart am Kragen und entschlackt dich.
Sie wäscht jene Schicht herunter,
die verhindert, daß du munter
wirst und endlich merkst,
daß du nur Gedanken stärkst,
die am Leben dich behindern,
seine Qualität vermindern.

Doch du sagst nichts, denn der Traum,
der dich hält so fest im Zaum,

ist so süüßß .....

Du meinst, er wär’
total
real.
Doch es ist schwer,
sein wahres Wesen zu begreifen
und den Irrtum abzustreifen.
Er gefällt dir viel zu gut,
zum Erwachen fehlt der Mut.

Und so träumst du weit und weiter,
wirst um nichts dabei gescheiter.
Liegst in deinem warmen Nest,
hältst an dem Gedanken fest,
daß dies die reale Welt,
weil sie jeder dafür hält.

Doch sieh mal, Menschchen ..... schau .....

..... Weit vor dir, von Dunst bedeckt,
liegt ein Schiff lang hingestreckt,
von der Mannschaft längst verlassen –
diese wollt’ ihr Geld verprassen .....

..... Einst, vor sehr, sehr langer Zeit
war es auch für dich so weit,
daß du hier bist angekommen.
Hast das Ufer steil erklommen,
bist schnell in die Stadt gelaufen,
um dich tüchtig zu besaufen.

Lange hat das Fest gedauert
und kein Mensch hat es bedauert,
daß man rief zum Schiff zurück –
lag doch hier das große Glück!

Das Schiff ist später abgefahren
ohne euch, denn all die Waren
in der Stadt verlockten gierig –
eine Trennung schien zu schwierig.

Ihr bliebt hier und meint bis heute:
Alle diese vielen Leute
waren hier schon immer wohnend,
schien doch dieser Ort so lohnend.

So habt ihr euch eingerichtet,
einen Führer euch verpflichtet
und Gesetze schnell geschaffen.
Manche trugen bald schon Waffen.

Dieses Land, es war nun euer.
Ihr umgabt es mit Gemäuer.
Eifersüchtig wachtet ihr,
daß kein Mensch entfloh von hier.

Lange habt ihr so gelebt
an dem Muster fein gewebt,
das euch nun rundum umgarnt.

Mancher hat davor gewarnt,
daß auch außerhalb der Mauer,
nah beim Meer, ein dunkelblauer
Himmel war und dort die gleiche
Sonne durch die Wolken strahlte,
dort, so wie in eurem Reiche,
wunderschöne Bilder malte.

Doch der Wall war hoch gebaut.
Keiner hat nun mehr geschaut
nach draußen, wo ihr hergekommen,
wo das Schiff einst kam geschwommen .....

Mensch! Sag, bist du denn noch nie
auf den Turm der Stadt gestiegen?
Tu es doch einmal und sieh
jenes weite Land dort liegen,
das von außerhalb der Mauer
ist zu sehen viel genauer.

Niemand hindert dich zu gehen.
Geh zum Stadtgemäuer-Tor,
nimm den Schlüssel mit nach vor,
brauchst ihn nur noch umzudrehen.

Draußen kannst du weiterschreiten,
dich so weit du willst verbreiten,
denn in jener großen Welt
bist alleine du der Pächter,
und es gibt nicht einen Wächter,
der dir deine Zügel hält.

Siehst von außen du die Mauer,
merkst du: Sie ist nicht von Dauer.
Was dort drinnen gleicht dem Stein,
wirkt von außen bloß wie Schein.
Sie wurd’ lediglich gewoben,
durch Gedanken hochgehoben.

So bringst du sie zum Verschwinden:
Setz dich hin und sei ganz still.
Du mußt dich nur überwinden.
Sage laut aus dir:  „I C H   W I L L !“

Da im Denken sie errichtet,
mußt im Denken du sie killen.
Niemand kann dazu verpflichtet
werden, außer deinem Willen.

Horch, was in dir drängt nach außen,
achte nicht darauf, was draußen
dich vom Leben hält zurück.
Wirf hinfort die letzte Krück’!

Innen sind sie, die Gedanken,
die den  Schein beschwör’n zu wanken.
Nur von innen wirst du frei.
Reiß den Vorhang doch entzwei!
Öffne deine Augenlider,
strecke weit dein schön’ Gefieder!
Schau dich um in neuer Runde
und verbreite froh die Kunde,
daß sich Traum und Wirklichkeit
auszutauschen sind bereit.

Wenn die Mauer ist geschliffen,
die du selbst errichtet hast, .....
Mensch, dann hast du es begriffen,
daß auch ohne diese Last
du dein Leben kannst kreieren!
Du lebst nun auf beiden Seiten,
mußt die Dinge nicht sezieren,
um ihr Inn’res auszubreiten –
denn wie außen so auch innen!
Dieses gilt auch umgekehrt.
Laß uns doch damit beginnen,
unser Leben hier vermehrt
inn- und äußerlich zu leben,
eine Zukunft uns zu weben,
die befreit ist von den Schranken
zwischen uns und den Gedanken!

MenschSein heißt, sich zu verbinden!
Grenzen, die wir selbst gezogen,
können wir nun überwinden,
wenn wir nicht mehr so verlogen
auf all jene Worte hören,
die von außen uns betören,
statt uns darauf zu besinnen,
daß die Wirklichkeit von innen
wird geformt und auch erhalten.

Auch die „schlimmen“ Urgewalten
haben WIR hervorgerufen.
Menschen sind ein TEIL des GANZEN,
stehen auf den gleichen Stufen
der Entwicklung wie die Wanzen.

Mag’s für dich auch seltsam klingen –
ich will dir nur näherbringen,
daß die Welt, in der du lebst,
wo du hoch und höher strebst,
von dir selber wird kreiert,
daß GEDANKE sie gebiert.

DU bist jene Schöpfermacht,
die erschaffen hat die Nacht,
wo du nun mit der Laterne
suchst die Sonne und die Sterne.

Wach auf vom Traum!!
Verlaß den Raum!!
Du selber hast dich eingesperrt
und an Fesseln rumgezerrt,
die du selbst dir hast gebunden,
deren Schmerz du hart empfunden.

Komm, Mensch, raus aus dem Gehäuse,
rundum öffne deine Schleuse!
Laß der Freude Tränen fließen!
Heute wollen wir genießen!!!

..... der Traum ist ausgeträumt,
der Irrtum ausgeräumt .....

Die Welten sind verbunden,
geheilt die alten Wunden.
Der Mensch ist neu geboren.
Noch steht er halb verloren
im Licht der neuen Erde.
Ganz sanft ist die Gebärde
der Natur, die um ihn wirbt.
Mit leisem Zucken stirbt
nun auch der letzte Rest
Bedenken, den er fest
behielt in seiner Hand,
als er betrat das neue Land.

Er lehnt zurück sich nun, wird still,
schaut in sich selbst hinein.
Er überlegt sich, was er will,
ist mit sich selbst allein.

So kann er gut entscheiden.
Er wird es wohl vermeiden,
daß diese neue Welt
Finsternis befällt.

Er weiß um seine Kraft,
die ALLE WELT ERSCHAFFT !!

DICH, Mensch, der du diese Schrift
in den Händen hältst, betrifft
jedes Wort, das hier geschrieben:

ALLES an Dir sollst Du lieben!
DU bestimmst, was gut und böse!
Worauf Du Dich konzentrierst,
wirst Du ernten. Also löse
Dich vom Alten. Du verlierst
nichts dabei.
Und dann sei

G L Ü C K L I C H !!!

^up